WISSENSCHAFT
Tagtäglich lassen wir uns von Inhalten aus dem World Wide Web berieseln oder nutzen es für themenspezifische Informationssuche. Dass Akteur:innen dabei durch strategisches Verbreiten von Fake News gezielt unsere Meinung beeinflussen könnten, haben wir nicht immer im Hinterkopf. Das Projekt PREVENT wird von Forschenden der Universität Duisburg-Essen (UDE) geleitet und stellt die Frage: Wie lässt sich Desinformation erkennen und bekämpfen?
Im Internet kursieren nicht nur Wahrheiten. Besonders auf Social Media stößt man auf viele Falschinformationen, die aus unterschiedlichen Gründen ihren Weg dorthin finden. Manche werden unbeabsichtigt verbreitet, andere hingegen entspringen sogenannten Desinformationskampagnen. „Das sind strategisch organisierte Prozesse, in denen Falschinformationen ganz gezielt und mit einer bestimmten Absicht in sozialen Medien verbreitet werden.”, erklärt Prof. Dr. Stefan Stieglitz, Leiter des PREVENT-Projektes an der UDE und Forscher zu Digitaler Kommunikation.
Unter anderem durch Social Bots, computergesteuerte Accounts, die nach außen hin einen menschlichen Anschein erwecken, könnte auf Internetplattformen ein falsches Meinungsbild suggeriert und falsche Informationen verbreitet werden. Dadurch sollen menschliche Nutzer:innen der Online-Dienste von diesen Meinungen überzeugt werden. Letztlich können so politische Ereignisse, beispielsweise Wahlen, beeinflusst oder während einer Krisensituation Falschinformationen verbreitet werden. Eine weitere Strategie stellt das Mikrotargeting dar. Durch gesammelte personenbezogene Daten können zielgruppenspezifische Anfälligkeiten für Falschinformationen ausgemacht und genutzt werden, um die Leser:innen zu beeinflussen.
Schwerpunkt des Projektes ist die Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen
In welchem Ausmaß und in welchen Kontexten die einzelnen Strategien vorkommen, wird innerhalb des Projektes untersucht. Es wird auch erforscht, wie man eine Desinformationskampagne frühzeitig erkennen und durch welche Maßnahmen man sie bekämpfen kann. Stieglitz betont, dass der Fokus des Projektes besonders darauf liegt „mit Hilfsorganisationen wie der Polizei oder der Feuerwehr zusammenzuarbeiten.” Laut dem Forscher genießen diese ein hohes Vertrauen in der Gesellschaft. Deswegen sollen sie geschult werden und ihnen sollen Tools an die Hand gegeben werden, um Desinformationskampagnen gezielt begegnen zu können.
Nach Prof. Dr. Stieglitz sei es denkbar, Verbindungen zwischen Hilfsorganisationen und Multiplikatoren zu fördern. Um gegen zirkulierende Unwahrheiten vorzugehen, können die Hilfsorganisationen im Gegenzug wahre Informationen verbreiten. Mit der Hilfe von Multiplikatoren wie klassische Medienorganisationen würde ihre Reichweite erhöht werden und man könne erfolgreicher gegen Desinformation vorgehen.
Beteiligt an „PREVENT - Trainingsansatz zur Vermittlung von individuellen, koordinierten und automatisierten Maßnahmen zur Prävention von digitalen Desinformationskampagnen” sind die UDE, die Universität Paderborn, Universität zu Köln, Universität Tübingen und das in Berlin ansässige IT-Beratungsunternehmen Virtimo AG. Ab diesem Februar wird das Projekt für voraussichtlich drei Jahre laufen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Untersuchungen mit einer Summe von insgesamt 1,6 Millionen Euro.