WISSENSCHAFT
Social Media macht’s möglich: Zu jeder Zeit haben wir die Möglichkeit, Menschen, die ihren Alltag in den sozialen Medien teilen, auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Auch das Leben unserer Freund*innen. Doch ist das wirklich immer ein Vorteil?
Mittlerweile sind Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram, und Snapchat nicht mehr wegzudenken. Sie geben uns die Möglichkeit, unseren Alltag mit der Welt zu teilen. Der Nachteil an solchen Plattformen: Häufig werden nur die schönen Seiten des Lebens geteilt und selten bis gar nicht die schlechten Momente. So konstruiert sich eine Scheinwelt im Internet.
Auch im realen Leben tendieren wir dazu, uns mit beliebten Freunden zu umgeben
Der*Die eine macht Urlaub in den Bergen, andere wiederum zeigen ihren Ausflug in die Therme oder ihr Essen in Sterne-Restaurants. Eine neue Handtasche hier, neue Schuhe da. Es hagelt Rabattcodes, um möglichst günstig an all die schönen Dinge zu kommen, die uns Influencer*innen in ihren Instagram-Stories zeigen. Doch neben der Tatsache, dass man sich das Leben fremder Menschen auf Social Media anschauen kann, tummeln sich auch unsere Freunde aus dem realen Leben auf diesen Plattformen. So bekommen wir die Chance, noch aktiver an ihrem Leben teilzunehmen. Wir wissen, wo sie sich aufhalten und mit wem, was sie gerade beschäftigt. Außerdem wird uns ermöglicht, in ständigem Kontakt zu stehen, durch (Sprach-)Nachrichten, Likes und Kommentare.
Mehr Schein als Sein?
Was aber passiert, wenn wir eine Person im real life kennen und ihren Auftritt in den sozialen Medien nervig finden? Oder das Gegenteil ist der Fall: Uns selbst ist eine attraktive Selbstdarstellung sehr wichtig und einem*einer Freund*in nicht?
Vasilena Beckmann ist Diplompsychologin an der Universität Duisburg-Essen und bestätigt diese Annahmen: „Die Bedeutung der individuellen Internetpräsenz in den verschiedenen sozialen Netzwerken ist in der heutigen Zeit enorm wichtig. Es ist eine Art Visitenkarte, mit der wir uns der Welt präsentieren." Zudem erklärt sie, dass Untersuchungen zeigen, wie hoch die Tendenz dazu ist, die positiven Aspekte des Lebens auf den Social Media Plattformen sichtbar zu machen, statt die negativen Seiten zu kommunizieren. Somit soll das Auftreten auf dem eigenen Profil von anderen Menschen möglichst positiv bewertet werden.
Beckmann erklärt sich die Problematik in der Bewertung von Profilen von Freund*innen so: „Wenn wir gute Freunde im realen Leben haben, die sich selbst nicht um eine attraktive digitale Präsenz bemühen, kann dies negative Gefühle bei uns auslösen, weil wir uns zum einen um diese Freunde sorgen oder weil wir unseren guten Ruf in der digitalen Welt gefährdet sehen. Auch im realen Leben tendieren wir dazu, uns mit beliebten Freunden zu umgeben, beziehungsweise wenn wir eine Person als Freund bezeichnen, sehen wir uns in der Verantwortung, dieser Person bei Fehlentscheidungen einen Rat zu geben und sie zu unterstützen."
Dadurch können auch negative Emotionen entstehen: „Wir sehen einen Baustein, der unser Selbstkonzept stark ausmacht, in Gefahr und reagieren selbstwertdienlich mit einer Abwertung der Auffassung des Freundes." Dies kann aber auch umgekehrt der Fall sein: Nehmen wir die eigene Präsenz im Internet nicht allzu ernst und messen ihr keinen Wert bei, so kann die erhöhte Internetpräsenz von Freund*innen, die dieser einen hohen Wert beimessen, zu einer negativen Bewertung führen.