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SCHWERPUNKT

UDE-Student mit Passion für Insekten

Thomas Hörren im Entomologischen Verein Krefeld [Fotos: David Peters]
27.10.2020 10:04 - David Peters

Eine Studie des Entomologischen Vereins Krefeld zum Insektenschwund sorgte weltweit für Aufsehen. Daran beteiligt war auch UDE-Student Thomas Hörren. Neben seinem Studium ist Hörren als Insektenkundler aktiv. Wir haben mit ihm über seine Arbeit und das Insektensterben gesprochen.

Für viele ist Insektenkunde oder Entomologie eher ein spezielles Hobby. Für Thomas Hörren ist es seit seiner Kindheit eine Passion. „Seit meiner Kindheit hatte ich immer ein großes Interesse an der Natur. Mit elf habe ich dann angefangen, mir mithilfe eines Bestimmungsbuchs Käfer genauer anzuschauen.“ Neben seiner hauptsächlich ehrenamtlichen Tätigkeit beim Entomologischen Verein und dem Masterstudium im Fach Biologie, ist Hörren auch als wissenschaftliche Hilfskraft an der UDE tätig. Er arbeitet in der Arbeitsgruppe „Aquatische Ökologie“ mit und lehrt in zoologischen Bestimmungskursen.

Seine Mitarbeit im Entomologischen Verein und sein Interesse an der Insektenkunde hilft ihm auch im Studium.Denn dadurch hat er das eine oder andere „Werkzeug“ bereits erlernt, was sich andere Studierende erst erarbeiten müssen. Auch seine Expertise durch die Forschung und die Artenkenntnis hilft im Studium weiter. Nebenher berichtet er seinen Follower:innen auf Instagram immer wieder von Forschungen und Trips in der Natur. „Ich bin allerdings weniger draußen, als man es vermuten würde“ , erklärt Hörren. Ein Großteil seiner  Arbeit, wie zum Beispiel die Arbeit an der Krefelder Studie, findet am Schreibtisch statt.

Den Entomologischen Verein Krefeld, in dem Hörren forscht, gibt es seit 1905. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht „wissenschaftsorientierte Insektenkunde“ zu betreiben. 2017 veröffentlichten die Krefelder Entomolog:innen eine Studie zum Insektensterben und landeten damit weltweit in den Schlagzeilen. Die Studie belegte, dass die Biomasse der Insekten an über 60 Standorten in Naturschutzgebieten in ganz Deutschland innerhalb von 27 Jahren um fast 76 Prozent zurückgegangen ist.

Studie sorgt für großes Aufsehen

„Unsere Studie hat die ganze Thematik erst so richtig in die Öffentlichkeit gebracht. Es gab immer wieder kleine Einzelfallstudien, also ist das Thema eigentlich nichts Neues. Auch von staatlicher oder universitärer Seite gab es sowas noch nicht. Biodiversitätsschäden waren in dem Maße noch gar nicht bekannt“, erklärt Hörren. Auch er war an der Studie beteiligt und kümmerte sich darum, die Malaise-Fallen, mit denen die Biomasse-Proben gesammelt wurden, aufzustellen und die Probenbehälter auszutauschen. Auch die Auswertung der Daten gehörte zu seinen Aufgaben. „Für die mussten wir auch alte Daten aus den 80ern und 90ern digitalisieren, die noch in Papierform vorlagen“, führt der Student aus.

 

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Das Interesse an der Studie war riesig. Innerhalb kürzester Zeit sei diese eine halbe Million Mal aufgerufen und innerhalb der ersten 24 Stunden in über 300 Medien zitiert worden, berichtet Hörren. „Damit kam aber auch die erste Kritik, also mussten wir noch eine Erklärung zur Veröffentlichung hinzufügen. Wir haben dann nochmal erklärt, warum wir hinter diesem Modell stehen und was genau dieses Modell aussagt. Es gab auch Drohungen und Anfeindungen.“ Auch in der Politik führte die Krefelder Studie zu einem Umdenken. Das Land Nordrhein-Westfalen hat inzwischen eigene Studien in Auftrag gegeben, um den Insektenschwund und die Gründe dafür zu erforschen – auch in Zusammenarbeit mit dem Entomologischen Verein Krefeld. Hier sollen zum Beispiel die Veränderungen der Artenzusammensetzung in den Proben der Krefelder Studie untersucht werden.

Keine Verbesserung in den Naturschutzgebieten

Mit Maßnahmen wie der Begrünung der Ränder von landwirtschaftlichen Flächen oder Jagdschneisen will die Politik dem Insektenschwund den Kampf ansagen. Ganz zufrieden ist Hörren mit den Maßnahmen aber nicht: „Etwas untergegangen ist, dass wir Untersuchungen zur Krefelder Studie in Naturschutzgebieten durchgeführt haben. Alle Maßnahmen, die die Politik durchführt, finden in der Normallandschaft und nicht in Naturschutzgebieten statt“, kritisiert er. „In den Naturschutzgebieten ändert sich nichts.“ Die Forderung der Entomolog:innen und Naturschützer:innen werden nicht gehört, so der Student. Der Rückgang von Arten, die unter der Fragmentierung ihrer Lebensräume leiden, werde damit nicht bekämpft. 

Den Begriff „Insektensterben“ hat Hörren übrigens anfangs eher abgelehnt, weil er den Begriff als wenig passend empfindet. Es sei schwierig, für das Problem eine genaue Bezeichnung zu finden. „Man müsste es eigentlich als Biodiversitätsschäden bezeichnen. Was wir gemessen haben, ist ein Rückgang der Biomasse, den man eher als Insektenschwund bezeichnen kann.“

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