LOKALES
2017 wurde die Stadt Essen als Grüne Hauptstadt Europas ausgezeichnet. Jetzt möchte die Stadt noch grüner werden und startet mit dem Motto „Lass Grün drüber wachsen“ gemeinsam mit der Emschergenossenschaft eine Kampagne für Dach-, Garagen- und Fassadenbegrünungen.
„Dass Urbanität und Grün kein Widerspruch sein muss, haben wir schon im Jahr 2017 als Grüne Hauptstadt Europas bewiesen“, sagt Oberbürgermeister Thomas Kufen, bei der Auftaktpressekonferenz in den Mustergärten im Grugapark. Doch es gibt Luft nach oben. Die Stadt Essen will nun inmitten von Beton eine grüne Oase erschaffen, die „einen positiven Beitrag zum Mikroklima, zur Artenvielfalt sowie zur Verbesserung der Luft- und Lebensqualität liefern können“, erklärt Kufen. Für entsprechende Baumaßnahmen gibt es derzeit Fördermittel von bis zu 80 Prozent der Planungs- und Baukosten für Bürger:innen.
Dachbegrünung bietet viele Vorteile. Von ihr existieren zwei Arten: die extensive und die intensive. Während die extensive Dachbegrünung pflegeleichter ist und keine Baugenehmigung benötigt, gleicht die intensive Begrünung einen Dachgarten. Dafür muss eine Baugenehmigung eingeholt werden, besonders wenn sich Personen darauf aufhalten wollen. Im Trend liegt momentan eine Übergangsform, die eine Mischung aus intensiver und extensiver Begrünung darstellt.
Die Voraussetzung für eine Förderung ist, dass die Bestandsgebäude nicht älter als fünf Jahre sein dürfen, erklärt Patrick Opierzynski, Pressereferent der Stadt Essen. „Bisher konzentrieren sich die Anträge auf Garagenbegrünungen und kleinere Flachdächer, da sie am einfachsten zu begrünen sind.“ Es sind bereits 30 förderungswürdige Anträge eingegangen, mit einer zu begrünenden Fläche von ca. 2.500 m². Auch in den kommenden Wochen erwartet die Stadt Essen weitere Anträge aufgrund der hohen telefonischen und schriftlichen Anfragen. Der Essener Süden sollte jedoch nicht zu lange mit einem Antrag warten, da die Förderung bereits Ende des Jahres ausläuft. Die Website der Stadt Essen liefert Informationen über die Förderung in den übrigen Stadtteilen.
Die vielen grünen Vorteile
Garagen sind in der intensiven Dachbegrünung eine Ausnahme und dürfen nur extensiv bepflanzt werden. Denn das Baurecht sieht vor, dass man Nachbarn nicht von ober herab in den Garten schauen können soll. Aus juristischer Perspektive verliert die Garage die Abstandsflächen- Privilegierung, wenn sie als Terrasse verwendet wird.
„Bisher konzentrieren sich die Anträge auf Garagenbegrünungen und kleinere Flachdächer, da sie am einfachsten zu begrünen sind.“
Ob intensives oder extensives Gründach, die Vorteile sind nicht nur für das Klima zahlreich.
Die Begrünung verbessert die Dämmung. So entsprechen zehn Zentimeter Grünaufbau ein Zentimeter der klassischen Dämmung.
Eine extensive Bepflanzung bindet bis 800 g CO2 und bis zu 10g Feinstaub pro Quadratmeter im Jahr. Somit würde jedes grün bepflanzte Dach einen Beitrag zu höherer Luftqualität in der Stadt beitragen. Denn auch im Sommer können die Dächer das Bewusstsein der Temperaturen beeinflussen. Begrünte Dächer sind im Sommer bis zu 70 Prozent kühler als unbegrünte. Sie können so auch die Temperatur der Umgebungsluft um etwa 1,5 Grad senken und „Hitzeinseln“ in den Städten entgegenwirken.
Großstädte sind laut, das gilt auch für Essen. Die Begrünung von Fassaden absorbiert Schallwellen und verringern die Umgebungslautstärke um 20 Dezibel. Neben den Vorteilen für Mensch und Klima bietet die Bepflanzungen außerdem mehr Lebensräume für Insekten und Bienen.
Auch die Universität Duisburg-Essen (UDE) gehört zur Stadt und könnte theoretisch eine Dachbegrünung durchsetzen. Die Gebäude der UDE gehört jedoch dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW an. Damit kann die Universität sich nicht selbst für eine Dachbegrünung entscheiden. Wenn jedoch weitere Sanierungen anstehen wird man „nach Kräften versuchen gemeinsam mit dem BLB das eine oder andere Gründach zu realisieren“, heißt es nach einer Pressemitteilung der UDE.