LOKALES
Nach dem Derby am 26. Oktober zwischen dem FC Schalke und Borussia Dortmund in der Gelsenkirchener Veltinsarena kam es nach der Abreise zu einem Polizeieinsatz gegen BVB-Fans. Dabei verletzten Beamt*innen Fans zum Teil schwer.
Das Derby zwischen dem FC Schalke und Borussia Dortmund hat immer eine ganz besondere Brisanz. Die Rivalität der Vereine und ihrer Fans ist noch weit über die Grenzen des Ruhrgebiets bekannt und sorgt immer wieder für Auseinandersetzungen zwischen den Spielern auf dem Feld, aber auch zwischen den Fans. Die Polizei ordnet dieses Spiel deswegen immer als „Hochrisikospiel“ ein und ist mit vielen Kräften vor Ort.
Im Vorfeld des Derbys kündigte der Einsatzleiter der Bundespolizei, Polizeioberrat Sven Srol, an: „Die Bundespolizei beabsichtigt, eine friedliche An- und Abreise zu den verschiedenen Spielpaarungen zu gewährleisten und Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Fanszenen zu verhindern.“ Im Gelsenkirchener Bahnhof wurden dazu auch Sichtschutzzäune aufgestellt, um so Provokationen zwischen BVB- und Schalke-Fans möglichst zu verhindern.
Schalker Fan provoziert am Dortmunder Hauptbahnhof
Das Spiel selbst blieb relativ ereignisarm. Auf dem Rasen trennten sich die Rivalen unentschieden mit 0:0. Auch die An- und Abreise der Fans blieb ohne weitere Vorkommnisse. Als die Dortmunder Fans allerdings mit einem Sonderzug der Deutschen Bahn wieder am Dortmunder Hauptbahnhof ankamen, wurden sie durch einen einzelnen Schalker Fan provoziert. Es kam zu gegenseitigen Pöbeleien.
„Die Situation schien geklärt und beruhigt.“
„Als er kurz darauf einen BVB-Fan anspuckte, eskalierte die Situation und zahlreiche weitere Fans solidarisierten sich gegen den Schalker“, berichtet die Bundespolizei. Sie habe versucht, eine Auseinandersetzung zu verhindern und habe dabei zwei BVB-Fans vorläufig festgenommen. Laut der Bundespolizei haben sich die übrigen Fans dann gegen die Polizei solidarisiert. Die Dortmunder Fanhilfe spricht hingegen von einer ruhigen Lage: „Die Situation schien nach den Ingewahrsamnahmen geklärt und beruhigt.“
Fan erleidet mehrfache Gesichtsfraktur durch Schlagstock
Dann eskalierte die Situation. Laut Augenzeugenberichten stürmen die Einheiten der Bundespolizei plötzlich auf die Fans los. „Aus bislang ungeklärten Gründen kam es trotz dieser ruhigen Lage zu einer plötzlichen Räumung der Bahnhofshalle durch die Einheiten der Bundespolizei. Dies geschah unangekündigt und wahllos unter massivem Einsatz von Pfefferspray, Schlagstöcken und körperlicher Gewalt“, schreibt die Fanhilfe Dortmund in einer Stellungnahme zu dem Einsatz.
Auf Twitter gibt es ein Video, in dem Beamt*innen der Bundespolizei eine am Boden liegende Person aus dem Hauptbahnhof hinaustreten.
Dabei wurde auch ein Redakteur des BVB-Fanzines schwatzgelb.de schwer verletzt. Er erlitt eine mehrfache Gesichtsfraktur und musste im Krankenhaus operiert werden. schwatzgelb.de beschreibt den Vorfall auf ihrer Seite so: „Innerhalb dieser Gemengelage wurde schließlich ein schwatzgelb.de-Redakteur während eines Telefonats mit einem Anwalt der Dortmunder Fanhilfe durch einen Schlagstock so schwer im Gesicht verletzt, dass ein stationärer Krankenhausaufenthalt und eine Operation noch am nächsten Tag notwendig waren.“
Zudem tauchte auf Twitter ein Video auf, auf dem zu sehen ist, wie Beamt*innen der Bundespolizei eine am Boden liegende Person aus dem Hauptbahnhof hinaustreten. Das Dortmunder Fanprojekt berichtete außerdem, dass ihre Mitarbeiter beim Versuch zu schlichten von der Polizei angegangen wurden.
Die Vorfälle sorgten für starke Kritik am Polizeieinsatz. Die Dortmunder Fanhilfe forderte die Aufklärung des Einsatzes: „Wir erwarten, dass die umfassende Aufarbeitung durch die zuständige Staatsanwaltschaft mit der gebotenen Akribie geführt wird. Wir werden in enger Zusammenarbeit mit den Verletzten und unseren Anwälten indes unseren Beitrag dazu leisten.“ Die Bundespolizei gibt zu Protokoll: „Im Zusammenhang mit diesen Vorfällen hat die Bundespolizei unmittelbar alle Videoaufnahmen gesichert. Diese werden zeitnah der Staatsanwaltschaft Dortmund zur weiteren Bewertung und Prüfung vorgelegt.“
Update 5.11.2019: Gegenüber den Ruhrnachrichten erklärte die Dortmunder Staatsanwaltschaft, dass ein Anfangsverdacht der Körperverletzung im Amt vorliege.