Studentische Monatszeitung für Duisburg, Essen und das Ruhrgebiet

LOKALES

Die Blume im Revier

Das typische Ziel für Tourist:innen: Immer mehr Menschen machen Urlaub im Ruhrgebiet. [Foto: Lara Wantia]

03.01.2022 20:15 - Lara Wantia

Zwischen Kohle und Stahl arbeiten und leben Menschen nicht nur. Sie machen im Ruhrgebiet auch Urlaub. In den vergangenen Jahren hat sich die Region zu einem beliebten Reiseziel entwickelt. Was zieht Tourist:innen in das Ruhrgebiet?


In einer kleinen Nebenstraße im Stadtteil Gelsenkirchen-Buer liegt der Ort, von dem aus Tourist:innen im Ruhrgebiet Urlaub machen können. Am Ende der Sackgasse, zwischen Einfamilienhäusern und vereinzelten Autos auf dem Seitenstreifen, vermieten Hilde Thomas und Manfred Schwedtmann Ferienwohnungen. Autofahrer:innen erreichen das Haus direkt nach der Autobahnabfahrt der A2, Bahnfahrer:innen in wenigen Minuten zu Fuß von der nächsten Haltestelle. Wenn der FC Schalke 04 spielt, parken Fans in der Straße und laufen von dort zum Stadion. Die Lage scheint optimal, um das Ruhrgebiet zu entdecken. Aber wollen Menschen das?

Das Ruhrgebiet ist grau, stinkt, stinkt und ist grau. So lautet das  simple Klischee. Bis vor einigen Jahren kam die Region für die wenigsten als Urlaubsziel in Frage. Kaum jemand konnte sich vorstellen, was er:sie zwischen Hochöfen und Trinkhallen entdecken soll. Sehenswürdigkeiten oder Natur? Das gebe es dort nicht. Das Ruhrgebiet hatte lange einen „Underdog-Status“, sagt Jan Pass, Pressesprecher bei Ruhr Tourismus.

Immer mehr Tourist:innen kommen ins Ruhrgebiet

Als Hilde Thomas und Manfred Schwedtmann beschlossen, Ferienwohnungen zu vermieten, waren Bekannte und Freund:innen des Ehepaars skeptisch. „Die haben uns ausgelacht und gesagt: Ferienwohnungen in Gelsenkirchen? Das klappt doch nie“, erzählt Schwedtmann.

Zehn Jahre später hat sich das nicht bewahrheitet. Denn das Image der Region wandelt sich. Grau wird zu grün, Gestank zu Sauberkeit. Das Ruhrgebiet sei für Tourist:innen beliebter geworden, sagt Pass. Zahlen zu Übernachtungen und Ankünften von Gästen bestätigen das. Abgesehen von den vergangenen zwei Jahren während der Corona-Pandemie steigen die Zahlen von Jahr zu Jahr. 2019 lagen die Übernachtungen laut Ruhr Tourismus bei 8,6 Millionen.

Die (kurze) Geschichte des Ruhrgebiets

Wir erzählen euch die Kurzfassung der Geschichte des Ruhrgebiets.
Von Lena Janßen in Lokales
 

Der Titel der Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2010 oder der Emscher-Umbau hätten diese Entwicklung gefördert, sagt Pass. Er spricht von einem „unkonventionellen Charme“ und dem „Alleinstellungsmerkmal“ des industriekulturellen Erbes. Außerdem kämen viele Menschen aufgrund von touristischen Events in das Ruhrgebiet. Sportlich und kulturell biete die Region viel, sagt Pass und zählt auf: die Schauspielhäuser in den verschiedenen Städten, das Folkwang-Museum in Essen, den Biathlon Auf Schalke. „Das zieht massenhaft Leute an. Wir haben mehr Angebote, als man  als Einwohner vermuten würde“, sagt Pass.

Die meisten bleiben für einen Kurzurlaub

Diese Argumente scheinen bei potenziellen Tourist:innen anzukommen. Wer auf Online-Portalen für Ferienwohnungen nach dem Ruhrgebiet sucht, findet je nach Seite eine kleine oder größere Anzahl an Angeboten: etwa 60 in einem, mehr als 300 in einem weiteren. Offensichtlich gibt es eine Nachfrage nach diesen Unterkünften.

Bei Thomas und Schwedtmann übernachten vor allem Paare und Familien mit Kindern. Sie kommen, um „die Highlights des Ruhrgebiets zu besuchen“, erzählt Schwedtmann. Für die Gäste des Ehepaars sind das zum Beispiel der Movie Park, der Zoo in Gelsenkirchen oder die Halde Haniel. „Richtig lange Urlaub macht hier keiner“, sagt Thomas. „Die meisten Gäste bleiben maximal eine Woche.“

Pass bestätigt, dass viele für einen Tag oder ein Wochenende das Ruhrgebiet erkunden. „Was zum Beispiel im Centro in Oberhausen an niederländischen und belgischen Touristen ankommt, oft in Bussen, das ist enorm“, sagt er.

Thomas und Schwedtmann beherbergen Gäste aus weiteren Regionen: Bayern, Baden-Württemberg, Russland, die USA, Thailand, Italien. „Viele stammen außerdem aus den neuen Bundesländern. Die denken, die kommen in ein richtiges Drecksloch, in dem der Schmutz noch auf den Fensterbänken liegt und die Wäsche dreckig wird und staunen, wie viel Grün wir haben“, sagt Thomas.
 

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