LOKALES
Am 18. März 2022 eröffnete in der Cubus Kunsthalle in Duisburg die Ausstellung „CUBUDE – unentdeckt und ungesehen“. Kunststudierende der Universität Duisburg-Essen (UDE) präsentieren dort das erste Mal seit zwei Jahren ihre Werke. Wir waren bei der Vernissage und haben uns die Ausstellung genauer angeschaut.
Um kurz vor 18 Uhr hat sich vor der Cubus Kunsthalle in Duisburg bereits eine lange Schlange von Menschen gebildet. Die Vernissage wird gut besucht, man hört die Aufregung und Vorfreude der ausstellenden Studierenden aus den Gesprächen heraus. Viele kommen mit den Eltern, Kindern und sogar mit Hunden, um all ihren Liebsten zu zeigen, was sie in den letzten zwei Jahren geschaffen haben. Jetzt ist es endlich soweit und auch die Öffentlichkeit bekommt zu Gesicht, was die letzten zwei Jahre verborgen blieb. Den Titel „unbewusst und ungesehen” haben die 35 ausstellenden Studierenden absichtlich ausgewählt. Aufgrund der Pandemie konnten sie weder am Campus ausstellen, noch in den Werkstätten arbeiten.
Die Studierenden der UDE-Kunstpraxis stellen in der Jahresausstellung Werke zu einer großen Varietät an Themen und Materialien aus. Es ist alles dabei: Von Gemälden zu Skulpturen bis hin zu großen Textil-Installationen und Fotografien. Thematisch wird jedoch nicht nur die Corona-Pandemie behandelt: „Corona hat unser Arbeiten verändert“, sagt UDE-Studentin Julia Wandelt in einer Pressemitteilung. „Allein schon, weil wir zwei Semester lang nicht in den Werkstätten, sondern nur zuhause arbeiten konnten.“ Zwar werden die Pandemie und ihre Auswirkungen in einigen der über 75 Werke behandelt, doch ist sie nicht der Mittelpunkt der Ausstellung. „Es ist keine Corona-Ausstellung“, so Wandelt.
Kunst, die zum Nachdenken anregt
Die Aquarell-Serie “Das unscheinbare Gesicht der häuslichen Gewalt” von Lea Tönnis thematisiert in acht Bildern die stillen Beweise von Gewalt in den eigenen vier Wänden. Eingerahmt werden diese Bilder von zwei Schriftzügen: “Er liebt mich er wird es nicht wieder tun“ und “Es war das letzte Mal versprochen”. Statt einem Preis steht auf der Infotafel zu diesem Werk die Telefonnummer des Hilfetelefons (Tel. 08000116016). Das ist ein Beispiel für die Werke, vor denen man als Besucher:in länger stehen bleibt. Andere Werke thematisieren Flucht, Vögel oder den eigenen Körper.
Viele der Ausstellungsstücke werden zum Verkauf angeboten. Bei der Preisfindung zeigen sich die jungen Künstler:innen noch unerfahren. Die ausstellende Kunst-Lehramtsstudentin Nicole Stryewski erklärt, welche Überlegungen sie sich vor der Preisgestaltung macht: „Es kommt natürlich zuallererst auf die Materialien des Werkes an, auf die Größe und die Arbeitsstunden, die gebraucht wurden. Ein Bild, welches zum Beispiel mit Tusche auf Papier gezeichnet ist, ist vom Materialwert meist nicht so hoch wie eine Skulptur.” Zusätzlich zu berücksichtigen ist der emotionale Wert der Werke. Dieser sei sehr individuell und durch den:die noch unbekannte:n Künstler:in zu bestimmen. Deshalb sind viele der Ausstellungsstücke mit „Nicht zu verkaufen” gekennzeichnet. „Die Studierenden haben oft viele Stunden und viel Herzblut in ihre Arbeiten gesteckt, da ist es verständlich, wenn sie sich nicht von ihnen trennen möchten und der persönliche emotionale Wert überwiegt“,so Nicole.
Weiter erklärt sie, dass beim Verkauf vor allem der:die Abnehmer:in eine Rolle spielt: „Möchte man, dass seine Werke gekauft werden und wenn ja, von wem? Jemand der ein Bild, dass zur Einrichtung passt, sucht, ist möglicherweise weniger zu zahlen bereit, als ein:e Kunst-Kenner:in und Sammler:in.” Laut Nicole muss man dann als Künstler:in ehrlich zu sich selbst sein: „Ist eine Arbeit überhaupt für den Wohnraum von Privatpersonen oder für Geschäftsräume geeignet, oder kann man es sich, wie zum Beispiel bei einer Installation oder einer Skulptur, eher in einem Museum oder einer Galerie vorstellen?”, so Nicole.
Die Vernissage hat uns beeindruckt. Wer Interesse daran hat, sich die Kunst der Studierenden anzusehen, sollte nicht zögern. Die Ausstellung ist bis zum 08. Mai 2022 unter Berücksichtigung der 2G-Plus-Regelung von mittwochs bis sonntags zwischen 12 und 18 Uhr zu besichtigen.
In unserer Fotostrecke könnt ihr einen Eindruck zur Vernissage bekommen: