LOKALES
Aufgrund eines Coronaausbruchs in der Landeserstaufnahmeeinrichtung Essen wurden alle Bewohner*innen getestet. Der Verein ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen übt Kritik an den Unterbringungsbedingungen, die ein erhöhtes Ansteckungsrisiko bedeuten würden.
Vergangene Woche teilte die Stadt Essen mit, dass es in der Landeserstaufnahmeeinrichtung (EAE) Overhammshof in Fischlaken aktuell vier positive Corona-Fälle gibt. Eine Person musste stationär in einem Krankenhaus behandelt werden. Das Virus sei bei einem Routine-Screening nachgewiesen worden, so die Stadt. Als Reaktion auf den Ausbruch wurde angeordnet, dass alle Bewohner*innen der EAE auf das Coronavirus getestet werden. Außerdem wurden „umgehend Maßnahmen getroffen, um die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor einer Verbreitung des Virus zu schützen, so wie es das seit Monaten bestehende Hygiene- und Infektionsschutzkonzept für die EAE vorsieht.“ Am 20. Juli wurden durch die Tests bereits drei weitere Fälle bekannt. Auf Nachfrage der akduell teilte die Stadt am 27. Juli mit, dass aktuell sechs Bewohner*innen positiv auf das Coronavirus getestet wurden.
ProAsyl fordert dezentrale Unterbringung
In den Erstaufnahmeeinrichtungen leben viele Menschen auf engem Raum zusammen, deshalb wies ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen bereits zu Beginn der Pandemie auf das erhöhte Ansteckungsrisiko in solchen Unterkünften hin und forderte eine dezentrale Unterbringung der Geflüchteten. Pro Asyl sieht aufgrund der Corona-Fälle in der EAE Essen dringenden Handlungsbedarf: „Wir freuen uns, dass nun endlich auch die Bewohner*innen der EAE Essen getestet werden“, kommentiert Inka Jatta von ProAsyl die ergriffenen Maßnahmen der Behörden vor Ort. Des Weiteren fordert sie: „Es sollte jedoch ebenso eine Testung für die Mitarbeiter*innen der EAE ermöglicht werden, ähnlich wie es für Lehrer*innen und Erzieher*innen geplant ist.“ Der Verein fordert zudem, dass in der Einrichtung WLan zur Verfügung gestellt wird, „um den Menschen in Quarantäne ein Mindestmaß an digitaler, gesellschaftlicher Teilhabe und Freizeitgestaltung zu ermöglichen.“
Langfristig fordert ProAsyl, dass auf Landes- und Bundesebene ein Umdenken stattfinden müsse, „damit die unhaltbaren Lebensbedingungen für Geflüchtete in Sammelunterkünften ein Ende finden.“