KULTUR
Im Mai letzten Jahres verkündete der offizielle Account des Kartenspiels Uno auf Twitter: „Zwei Ziehen“ und „Vier ziehen“ dürfen nicht miteinander oder sich selbst kombiniert werden. Unser Redakteur und Kartenspielliebhaber Erik Körner hat sich immer noch nicht von dem Schock erholt und findet: Diese Regel limitiert das strategische Potenzial von Uno.
Ein Kommentar.
„Zwei-“ und „Vier-Ziehen“ hätten das Potenzial, die taktisch wertvollsten Karten in Uno zu sein. Jemandem zu Beginn eines Spiels acht oder mehr Karten zu drücken, sorgt früh für einen beachtlichen Vorsprung. Obwohl dieser Vorsprung attraktiv wirkt, gehen mit ihm Risiken einher. Je mehr Karten ein*e Mitspieler*in ziehen muss, desto wahrscheinlicher ist, dass er*sie stärkere Karten wie „Zwei-“ oder „Vier ziehen“ anhäuft oder immer eine passende Karte für kommende Züge besitzen wird. Ist ein*e Spieler*in zu früh zu aggressiv, könnte sein*ihr Ziel dank des flexiblen Blatts genug Zeit haben, aufzuholen.
Deshalb sollte insbesondere für Uno gelten: Regeln sind da, um gebrochen zu werden.
Allerdings eignet sich das Ziehen-Duo auch hervorragend zur Verteidigung. Eine Kombination der beiden beschützt für eine Runde vor weiteren Angriffen. Doch sobald alle mit der Verteidigung beginnen, gleicht der Ablagestapel einer umhergehenden Bombe samt angezündeter Lunte. Wer sich vor der Bombe schützen will, muss seinen Vorrat an „Zwei-“ oder „Vier ziehen“ und somit künftige Verteidigungsmaßnahmen aufgeben. Gleichermaßen kann es sinnvoll sein, nicht einzusteigen, die Hand zu füllen, dafür aber den Vorrat als Absicherung zu behalten.
Darüber hinaus existiert noch eine weitere, vielen unbekannte Regel, die das Grab der Taktik weiter aushebt. „Vier Ziehen“ darf nur von Spieler*innen abgelegt werden, die keine Karte haben, deren Farbe der Karte auf dem Ablegestapel gleicht. Welche Person hat dafür die besten Chancen? Die, mit den wenigsten Handkarten – also die, die bereits führt. Eine grauenhafte Idee. Zumal „Vier ziehen“ einen leichten letzten Zug ermöglicht, da die Karte keiner Farblimitation unterliegt. Kein balanciertes Spiel sollte es dem*der Gewinnenden noch leichter machen, einen Sieg zu ergattern. Deshalb sollte insbesondere für Uno gelten: Regeln sind da, um gebrochen zu werden.