Studentische Monatszeitung für Duisburg, Essen und das Ruhrgebiet

KULTUR

Studierenden Kunstmarkt: Eine Chance für junge Künstler:innen

Künstlerin Mara Zota lässt sich von Opulenz und Glamour in einer kapitalistischen Gesellschaft inspirieren.

[Foto: Mara Zota]

​​​​​​​10.10.2022 14:25 - Freya Pauluschke

Du möchtest mit deiner Kunst Geld verdienen? Der Studierenden Kunstmarkt bietet eine Plattform für Kunststudierende, um gesehen zu werden und ihre Werke zu verkaufen. Erich Reich hat die Onlineplattform 2019 mit seinem Bruder zusammen gegründet. Mara Zota ist eine der vielen Studierenden, die mithilfe des Kunstmarkts ihr Talent verbreitet. Wie das Konzept funktioniert und was Maras Kunst ausmacht.

„Wir kennen viele Kunststudis, die ihre eigenen Ateliers haben, doch leider sieht keiner ihre Kunst“, erzählt Erich, wie er und sein Bruder auf die Idee des Studierenden Kunstmarkts gekommen sind. Erich kommt aus Bremen und hat eigentlich Sport in Leipzig studiert. Er arbeitet nebenbei als Sportlehrer, doch der Kunstmarkt ist sein Hauptjob.

Mehr als 300 Künstler:innen sind momentan Teil der SKM-Community, täglich gibt es Anmeldungen. Seit circa eineinhalb Jahren ist die Onlineplattform etabliert. Es sind hauptsächlich Gemälde zu finden: „Von Akt bis abstrakt, eine geniale Idee wird immer belohnt.“ Ziel ist es, Kunst zugänglicher und persönlicher zu machen. Die Plattform ermöglicht den Erwerb von individuellen hochwertigen Kunstwerken zu einem angemessenen Preis. Außerdem soll der Kunstmarkt Studierende verschiedener Hochschulen vernetzen. „Mir ist ganz wichtig, dass kein Konkurrenzdenken entsteht. Es geht darum, ein Wir-Gefühl zu schaffen, miteinander zu arbeiten und voneinander zu lernen“, erklärt Erich.

Neben einem deutschlandlastigen Verkauf werden Werke in die Schweiz, nach Österreich, Polen, Tschechien, Niederlande oder Russland verkauft. Einzelne Werke stammen von dort studierenden Künstler:innen. Es wurde auch schon Kunst in die USA verschickt.

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Co-Founder des Studierenden Kunstmarkts Erich Reich. [Foto: privat]

Community und Consulting

Voraussetzung, um in die SKM-Community aufgenommen zu werden, ist Kunst zu studieren – Kunstgeschichte gilt auch. Trotzdem können nicht grenzenlos Künstler:innen aufgenommen werden. Für die Studis, die es nicht in die Community schaffen, eignet sich die Artcadamy-online. Darin bietet Erich seit Neuestem Onlinekurse über das A & O in der Kunst an. Artcadamy-online bietet hilfreiche Tipps bezüglich Finanzmanagement und Social Media Strategien, damit Studierende ihre Kunstwerke erfolgreich vermarkten und verkaufen können.

Die Preise der Kunstwerke orientieren sich am Kunstmarkt. Beim SKM kosten die meisten Werke zwischen 500 und 1000 Euro – manchmal mehr, manchmal weniger. Einen Einfluss auf den Preis hat der Künstler:innenfaktor, also die Ausbildung und Bekanntheit des:der Künstler:in oder ob und an welchem Ort der:die Künstler:in schon mal ausgestellt hat. Auch persönliche Emotionen spielen eine Rolle. Letztendlich legen die Studierenden die Preise ihrer Werke selbst fest, Erich gibt lediglich Hinweise. „Hauptsache ist, dass die Künstlerin, der Künstler hinterher glücklich und motiviert ist, weiterzumachen.“

Doch kann man davon leben? Es gibt Studierende, die ihre Minijobs gekündigt haben oder ihr Studium vom Gewinn finanzieren können, weil es so gut läuft. Der Kauf kann aber nicht versprochen werden.

Wenn ein Werk über die Website bestellt wird, erhält der:die Künstler:in eine Nachricht. Der:die Kund:in bekommt eine Bestellbestätigung, woraufhin der:die Künstler:in die Anschrift erfährt und das Werk nach Richtlinien verpackt und verschickt. Der:die Empfänger:in erhält die Rechnung und eine Sendeverfolgungsnummer. In der Regel ist das Gemälde innerhalb von drei bis vier Tagen zugestellt.

Materialmix mit Persönlichkeit

Mara Zota studiert Malerei und Grafik an der Hochschule der bildenden Künste in Essen (HBK Essen). Seit Februar dieses Jahres ist sie Teil der SKM-Community und hat bereits elf Werke verkauft. Die 23-jährige wird von ihren Eltern finanziell unterstützt und hat daher keinen Nebenjob. „Mit dem Verkauf der Kunstwerke habe ich eine gewisse Freiheit, was die Kunst betrifft. Ich leiste mir mehr Experimente im Vergleich zu meinen Kommiliton:innen und zögere nicht, neue Sachen auszuprobieren.“

Was ihre Kunst ausmacht, ist die Nutzung verschiedener Stoffe. „Ich habe figurative Malerei auf Organza (Anm. d. Red.: transparentes schillerndes Gewebe, ähnelt Seide) in der Serie Rotten Excess. Bei dem Werk Boudoir habe ich auf Leinwand abstrakte Texturen aus Mülltüten und Kleidungsstoffen durch Manipulation mit Hitze hergestellt.“ Als Inspiration nutzt Mara ihr Leben und ihre Umgebung. „Ich versuche, unsere kapitalistische Gesellschaft darzustellen, indem ich die Idee von Glamour und Opulenz mit ihren Kehrseiten verbinde.“

Bis zu ihrem sechzehnten Lebensjahr hat die Künstlerin in Rumänien gelebt, was eine wichtige Rolle in ihrer Kunst spielt. „Ich bin in einer anderen Kultur aufgewachsen. In dem armen Land versuchen viele Menschen, so viel wie möglich mit ihrem Besitz anzugeben. Dieser Drang, den anderen zu zeigen, dass man viel Geld hat, ist in Rumänien viel zu beobachten und ich sehe, wie belastend das für die Gesellschaft ist. Dieses Phänomen ist oft in meinen Werken zu erkennen, durch die Benutzung von Gold oder metallischen Stoffen, aber auch durch die Präsentation von exzessivem Schmuck.“

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SKM-Mitglied Mara Zota vor ihren Kunstwerken. [Foto: Mara Zota]

Auf die Frage, ob es ihr leicht fällt, sich von ihrer Kunst zu trennen, antwortet Mara: „Ja und nein. Ich bin generell sehr froh, dass jemand meine Kunst kaufen will – fast euphorisch. Aber mit der Zeit gibt es manche Bilder, die ich vermisse.“ Der Studierenden Kunstmarkt bietet ihr Möglichkeiten und eine größere Reichweite.

Vom 27. bis 30. Oktober findet eine SKM Community Ausstellung im Stilwerk in Hamburg statt. Dort werden auch Werke von Mara Zota ausgestellt. „Es ist meine erste Ausstellung und ich bin sehr aufgeregt. Die Arbeiten, die ich ausstelle, sind von meinem Besuch in meinem Heimatland diesen Sommer inspiriert.“ Die Ausstellungen finden statt, damit die Repräsentation nicht nur online passiert. „Der Austausch zwischen Studierenden und Kunstinteressierten ist so wichtig. Alleine die Reaktion, wenn ein Kunstwerk das erste Mal gesehen wird, ist so beeindruckend“, erklärt Erich.

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