KULTUR
Das Folkwang Museum Essen zeigte vom 18. Februar bis zum 03. April im Rahmen der 6 ½ Wochen Ausstellung ein Projekt mit Fotos von Wohnungslosen. Worum es in dem Projekt geht und was diese Ausstellung besonders macht.
Große schwarze Rahmen zieren eine leuchtend gelbe Wand. Das strahlende Gelb ist der erste Blickfang, wenn man den Ausstellungsraum betritt. In den Rahmen befinden sind rund 30 Fotos, die das Leben von Wohnungslosen zeigen. Initiiert wurde das Projekt von dem belgischen Fotografen Vincen Beeckmann, der im Zeitraum von 2015 bis 2020 Einwegkameras an eine Gruppe Wohnungsloser verteilte, die nahe des Brüsseler Hauptbahnhofs lebten.
Es entstanden beinah 750 Fotografien, die die unterschiedlichen Facetten der Wohnungslosigkeit zeigen. Auf einem der ausgestellten Fotos sieht man einen Mann mit einer Platzwunde am Kopf auf dem Asphalt liegen. Er hat Arme und Beine von sich gestreckt, neben ihm ein großer Blutfleck. Ein anderes Foto zeigt die Gesichter zweier Männer in Nahaufnahme, der Eine küsst den Anderen auf die Wange.
„Les Cracks“ heißt die Ausstellung, die „einen unverstellten Blick auf das Leben unter prekären Rahmenbedingungen aus Insider-Perspektive” zeigen soll. Das Projekt des Fotografen weist darauf hin, dass Menschen, die im Zentrum Brüssels leben, sich trotzdessen am „Rande der Gesellschaft” befinden. Beeckmann möchte mit den Fotografien den Blickwinkel der Wohnungslosen in den Mittelpunkt rücken. Denn was die Bilder offenbaren ist die Realität: Schutzlosigkeit, Armut, Hunger, Sucht und Kälte. Aber auch Momente der Freude sind auf den Fotos festgehalten.
Projekt wurde von Kunst- und Obdachlosenzeitung begleitet
Ein weiterer Blickfang der Ausstellung ist eine weiße Wand, auf der Zitate der Wohnungslosen auf verschiedenen Sprachen verewigt wurden. In roter und schwarzer Schrift ist zu lesen: „Life is not a quiet river, life is a long and perilous path with hidden ambushes. Thanks to that, we don’t have the time to be bored” oder „Ein Leben auf der Straße ist kein Urlaub [...]”. Durch die unterschiedlichen Farben und Größen der Schriftzüge, entsteht auf der Wand ein großer Buchstabensalat. Erst bei näherer Betrachtung sieht man auch die kleinen Schriftzüge und Feinheiten des Gesamtbildes.
Auf einem Holztisch in der Mitte des Raumes liegt ein rotes Buch, in dem alle 750 Fotografien anzuschauen sind. Außerdem liegen Ausgaben der Zeitung „Arts of the Working Class” aus. Die Kunst- und Obdachlosenzeitung zeigt in ihrer Februar 2022 Ausgabe auf vier Seiten den Entstehungsprozess des Projektes und reflektiert diesen.
Sechsmal im Jahr stellt das Folkwang Museum Essen im Rahmen der 6 ½ Wochen Ausstellung die Arbeiten junger Künstler:innen aus. Ein Besuch der Ausstellungen ist kostenlos. Die Künstler:innen werden meist spontan bekannt gegeben. „Les Cracks” hat gezeigt, dass sich ein Ausflug ins Folkwang lohnen kann.
Die Fotos zeigen Eindrücke der „Les Cracks”-Ausstellung: