KULTUR
Ballett ist langwierig, hoch gestochen und teuer. Zumindest dachte das unser Redakteur, bis er sich vor kurzem vom Gegenteil überzeugen konnte. Studipreise gibt es oft und sie werden gerne genutzt. Wir zeigen euch, dass es auch fernab von UniDays interessante Möglichkeiten gibt, sie zu nutzen.
Es ist Sonntagnachmittag, wir sitzen im Park und überlegen, was wir heute noch unternehmen können. Die kratzigen Bänke des Biergartens sind schon seit zwei Bestellungen nicht mehr einladend und länger bleiben wollen wir nicht. Eine Freundin schlägt vor: „Wie wärs mit Theater?“. Als Studierende kommen wir kostenlos in die Veranstaltung des Theaters, Opernhauses und Balletts in Dortmund, verrät sie. Wir schauen in den Spielplan und siehe da – die 34. Internationale Ballettgala findet heute statt, um die Saison zu beenden. Wir wissen nicht so ganz, was uns erwartet, aber da der Sonntag sonst nicht viel bietet, machen wir uns auf.
Studis zahlen ein Achtel
An der Kasse angekommen machen wir uns auf langes Warten gefasst – die Schlange ist endlos und das Event wohl populär. Die Garderobe der Gäste deutet ein gehobenes Ambiente an. Der Slogan „Ballettgala mit internationalen Stargästen“ und der durchschnittliche Ticketpreis von über 50 Euro verraten, dass wir heute vielleicht doch nicht umsonst reinkommen. Wir sind schon fast entmutigt, da fragt uns die Frau an der Kasse doch noch nach unseren Studi-Nachweisen und kassiert munter 9 Euro pro Person für die besten Plätze im Haus. 72 Euro hätten wir dafür regulär zahlen müssen.
Wir finden in letzter Sekunde unsere Plätze, werfen einen schnellen Blick in das hastig ergriffene Programm und schon geht es los. Ein Kabarettist moderiert uns von Pas de Deux über Flamenco durch den Abend. Normalerweise kann Ballett abschreckend sein, zwei Stunden klassische Musik und penibel perfektionierter Tanz. Heute gibt es viele kleine Kostproben von internationalen Stars der Ballettwelt. Klassischen, modernen und auch lustigen Tänzen schauen wir gespannt aus den weichen Samtsesseln zu.
Mit einem Zeh im Ballettwasser
Das Highlight sind zwei Flamenco-Tänzer:innen aus Spanien, die sich vor tosendem Beifall kaum retten können. Üblich ist Flamenco im Deutschen Ballett nicht und ihre dynamische Präzision überzeugt den ganzen Saal. Kurze Zwischenmoderationen, Anekdoten inklusive, lockern den Abend auf und in der Pause genehmigen wir uns ein Glas Wein. Nippend bestaunen wir die glamourösen Kleider und Anzüge der Besucher:innen. Uns beschleicht das Gefühl, wir hätten unsere Plätze ergaunert. Ein Kichern zwischendurch können wir uns nicht verkneifen und nach zwei Stunden Bespaßung verlassen wir zufrieden den Saal.
So ein Abend ist die perfekte Möglichkeit, sich dem Ballett vorsichtig zu nähern. Große Stars präsentieren Menge Facetten. Jede:r kann erfahren, welche Seite dieser vielfältigen Kunst ihnen gefällt. Und falls es doch nichts für euch ist, habt ihr zumindest euren Sonntagabend gefüllt und könnt euch für 9 Euro einmal als Mitglied der hohen Gesellschaft fühlen. Die nächste Ballettgala findet am 10. September statt, wir können euch den Besuch nur ans Herz legen.