KULTUR
Die Jacke an der Garderobe abgeben, mit den Freund:innen ein Getränk an der Bar holen, und dann ab auf die Tanzfläche – Wir alle vermissen es, in Bars und Clubs zu gehen. Die zweite Etage des Dortmunder Us, die UZWEI, hat sich von der kollektiven Sehnsucht inspirieren lassen, zu einer dezentralen Ausstellung in acht Dortmunder Clubs. Saskia und Helena aus der Redaktion haben sich die Ausstellung genauer angeschaut. Eine Reportage.
Wir starten am Dortmunder U, in der zweiten Etage des Museums. Dort befindet sich die Ausstellung „Hello again“, eine Hommage an die vergangenen Wochenenden in Bars und Clubs. Ausgestattet mit Kopfhörern führt uns die Ausstellung mit verschiedenen Videomaterialien, interaktiven Musikeinlagen und Möbelstücken mit Wiedererkennungswert durch die Clubkultur Dortmunds. Dort haben wir die Möglichkeit, uns einen ersten Überblick über die Clubs zu verschaffen, die wir in einer zweiten dezentralen Ausstellung „Can’t Get You Out Of My Head“ besichtigen können. Wir schnappen uns einen Stadtplan und machen uns auf in die acht Clubs des Dortmunder Nachtlebens.
Unser Weg führt als erstes in die Bar „Zum Schlips“ in der Dortmunder Innenstadt. Die von außen und innen etwas klein wirkende Bar verunsichert uns erst einmal: Hier soll eine Ausstellung stattfinden? In dem Barraum, in dem gerade einmal Platz für eine Theke mit sechs Stühlen ist, entdecken wir nichts, was wir besichtigen könnten.
Dann führt uns der Barkeeper durch eine Tür mit der Aufschrift „Toiletten“, und wir sind erstaunt: Im alten Speak-Easy-Style aus Zeiten der Prohibition versteckt sich (neben den angekündigten Toiletten) ein weiterer großer Raum mit einer Kegelbahn. Am Ende der Kegelbahn ist statt den Kegeln eine Leinwand aufgebaut, auf der der Kurzfilm „Dedicated To The Youth Of The World“ von Yarema Malashchuk und Roman Himey läuft. Der Film zeigt den größten Techno-Rave der Ukraine. Die Ekstase der Feiernden und die anschließenden Portraitaufnahmen am Morgen nach der Party werden in einem achtminütigen Film festgehalten. Als dieser endet, fühlen wir uns fast so leer und mitgenommen, wie die gezeigten Feiernden. Kaum zu glauben, dass diese Zeit fast anderthalb Jahre hinter uns liegt.
Wer tanzen wollte, musste telefonieren können!
Unsere nächste Station ist „Oma Doris‘ Tanzcafe“. Diese Ausstellung ist interaktiv. Hinter der Theke der geöffneten Garderobe hängen drei verschiedene Outfits, die alle zu verschiedenen Cliquen und Musikrichtungen gehören. Wir werden dazu aufgefordert, uns ein Outfit auszusuchen und den dazu passenden Bereich in der oberen Etage des Lokals zu suchen. Wir haben uns für die „Hangout-Area“ entschieden. Oben angekommen durchlaufen wir verschiedene Stationen.
Neben einer Meditation, die gedanklich durch eine durchtanzte Nacht führt, kostenlosem Sekt an der Bar und einer Karaokeeinlage auf der Bartoilette, haben uns vor allem die Einrichtung und der Charme in Oma Doris‘ Tanzcafe beeindruckt. Die alten Tische mit Telefonen und Lampen, auf denen jeweils eine Nummer im Schirm graviert ist, lassen erahnen, wie Clubs in den 80ern ausgesehen haben könnten. In der ersten Ausstellung erfuhren wir bereits, dass man früher, wenn man eine Dame zum Tanzen auffordern wollte, mit seinem Telefon die Nummer des Tisches anrufen musste, an dem die Dame saß.
Mehr von den unterschiedlichen Stationen wollen wir euch nicht verraten. Wenn ihr Interesse habt, auch einen Abend durch die leeren Dortmunder Clubs zu streifen und ein wenig Barluft zu schnuppern, habt ihr am Wochenende noch die Gelegenheit dazu. Der Eintritt ist frei.
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