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GESELLSCHAFT

„Wo kämen wir denn da hin?!“

Veraltete Denkmuster prägen unseren Alltag [Symbolbild: pixabay]

13.10.2020 10:21 - Canberk Köktürk

Eine Frage, die wir alle schon gehört haben. Niemand kennt die genaue Antwort. Unser Redakteur erklärt in seiner Kolumne, was diese Frage auslöst und wohin es führt, wenn man sie weiterdenkt. Denn diese Frage ist nicht nur eine einfache Floskel, sondern ein Sinnbild von alten Denkmustern und Privilegien.

Eine Kolumne von Canberk Köktürk

Es war der erste regnerische Herbsttag des Jahres, als ich mich mit einem sehr guten Freund zum Kaffee traf.

Es ist genug!

Unsere Redakteurin berichtet von einem sexuellen Übergriff, der ihr vor kurzem passierte.
 

Wir hatten uns seit der Kontaktsperre im März nicht gesehen. Nachdem wir bereits länger im Café saßen, entschieden wir uns, einen kleinen Spaziergang zu machen. Nach ein paar Metern holte er sein Smartphone heraus, um mir einen privaten Gesprächsverlauf zwischen ihm und einer Bekannten zu zeigen. Sie hatte auf ihrem Instagram-Kanal von übergriffigem Verhalten eines Mannes ihr gegenüber berichtet. Mein Freund hatte daraufhin ein Gespräch mit ihr angefangen, in dessen Verlauf er ihr erklärte, dass er das Verhalten des Mannes nicht als übergriffig verstand: „Ich mein, wo kämen wir denn dahin, wenn auch das verboten wird?!“

Fast jede zweite Frau berichtet davon, mindestens einmal in ihrem Leben sexuell belästigt worden zu sein. Sexualisierung , kann sich bereits in Blicken, Gesten und Geräuschen äußern. Es ist seltsam, dass viele Menschen diese Grenzen nicht justieren und akzeptieren wollen, sich sogar gegen sie aussprechen. Nicht selten wird Personen, die von solchen Erfahrungen berichten, das Urteilsvermögen abgesprochen.

Diesen Satz habe ich in den letzten Jahren von Freund:innen, in der Familie und beim Smalltalk mit Nachbar:innen viel zu häufig gehört. Hinter dieser Floskel steckt ein Versuch, keine weiteren Argumente liefern und sich nicht weiter mit den aufgezeigten Problemen beschäftigen zu müssen.

Sie erschaffen sich eine Dystopie der Verwirrung: „Was darf man denn überhaupt noch tun und sagen?“
Die Angst, Privilegien zu verlieren, scheint in den letzten Jahren immer größer zu werden und spiegelt sich in den Diskursen über Sexismus, Rassismus, Klima und vielen weiteren wider. Eine Geste, ein Wort oder ein Verhalten kann Macht ausdrücken und somit Privilegien aufzeigen.

„Wo kämen wir denn dann dahin?!“ Ein rudimentärer Reflex, ausgelöst durch die Furcht vor Veränderung. Um „dahin” zu kommen werden wir nämlich noch einige schmerzliche Diskurse führen. Unsere Privilegien und Denkmuster hinterfragen und uns selbst eingestehen, dass wir nicht immer perfekt handeln können. Und uns trotzdem als Ziel setzen, die alten Fehler nicht zu wiederholen. Es würde eine Welt entstehen, die der Realität entspricht.

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