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Relationshit: Auf der Suche nach der giftigen Liebe

         ​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​Eifersucht und Kontrollzwang sind keine Liebe. [Symbolbild: Privat]​​​​​​01.08.2022 08:12 - Unbekannter Autor

Wir alle wollen lieben und geliebt werden. Wie unsere Redakteurin erkannte, dass die feurige Liebe aus Filmen und Co. Gift für die Seele ist, erfahrt ihr in unserem neuen Beziehungsweise.

Wer hat noch nie von der wahren Liebe geträumt? Von leidenschaftlichem Begehren und Begehrt werden? Hin und wieder findet man sich auf der Couch wieder, um die Sehnsucht nach dieser Gefühlsexplosion mit melodramatischen Liebeskomödien, herzzerreißenden Love-Songs und kitschigen Instagram-Zitaten zu stillen. Dass die Idee der „Liebe”, die man konsumiert, nichts als das Gegenteil der Wortbedeutung sein könnte, denkt man nicht. Vor ein paar Jahren habe ich das am eigenen Leib erfahren müssen.

Vorher sah ich mir gebannt Filme und hörte Lieder an, die mir erzählten, die emotionale Abhängigkeit zwischen dem Bad Boy und der Partnerin mit Helferkomplex sei erstrebenswerte Romantik. Die Grundbausteine der Geschichten waren immer dieselben: Der übertriebene Beschützerinstinkt, die Agressions- und Eifersuchtsprobleme und der Gegenpol, die unterwürfige Partnerin, die versucht, durch Zuneigung ihren Partner von dem Böse-Sein zu heilen. Oder sich zumindest in ihrem geringen Selbstwertgefühl von seinen Wutanfällen und Freiheitsbeschränkungen bestätigen lässt. Deshalb kann sie nur schwer von ihm loskommen und sich von ihrem Leid befreien. Man denke an Klassiker wie Twilight, Fifty Shades of Grey oder Die Schöne und das Biest. An etliche Deutschrap-Lieder, in denen Rapper klarstellen, dass ihre Freundinnen ihr Eigentum seien und falsche Blicke anderer Männer gewaltvolle Konsequenzen haben werden.

Brauchen und gebraucht werden

Normal erscheinen Aussagen wie „Du bist Medizin für mich”. Floskeln, die auf kitschigen Zitat-Seiten auf Instagram und Co. als romantische Liebesbeweise hochstilisiert werden, die für den normalen Menschenverstand aber nach Toxizität schreien sollten.

In meiner Beziehung hörte ich selber Ähnliches. Zuerst fühlte ich mich dadurch geschmeichelt, gebraucht. Erst, als mein damaliger Partner Lügen erfand, um in meinem Haus nachschauen zu können, ob ein anderer Mann da war, er nicht wollte, dass ich neben männlichen Freunden stand oder feiern ging, fing ich an, das Liebeskonzept „brauchen und gebraucht werden” zu hinterfragen.

Wenn ich das Ganze aus der Distanz betrachte, ist klar: Diese Beziehung war für mich geprägt von toxischer Machtausübung, Kontrollzwang auf der einen, Unterwürfigkeit und dem Gefühl des Gebraucht- und Beachtetwerden auf der anderen Seite. Obwohl die Beziehung nicht auf Herzenswärme für eine:n tolle:n Gegenüber:in basiert, sondern primär Energie raubt, glauben viele an diese giftige Romantik. Erst als mir das klar wurde und ich mit einer neuen Perspektive auf die bekanntesten Liebesfilme und -songs blickte, fiel mir auf, wie wenige Storys auf einer gesunden Beziehung zueinander basieren.

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