GESELLSCHAFT
„Ich will unsere Freundschaft nicht auf Spiel setzen.“ Der Standardsatz, wenn man Angst hat, einer Freundschaft durch Sex zu schaden. Felix*, Rechtsreferendar aus Bochum, sieht das anders: Wer vernünftig kommuniziert, kann auch mit Freund*innen Sex haben, ohne dass man sich hinterher nicht mehr in die Augen sehen kann. Teil 12 unserer Unisex-Kolumne.
Kann Sex Freundschaften zerstören? Allein diese Formulierung gefällt Felix nicht. „Das klingt immer so, als wäre Sex irgendwas negatives“, bemängelt er. „Es spricht doch nichts dagegen, wenn beide damit cool sind. Für mich ist Sex unter befreundeten Personen kein irreversibler Fakt, der nachhaltig so schädigen muss, dass eine Freundschaft danach nicht mehr möglich ist“, findet er.
Dass viele Menschen nicht seiner Meinung sind, führt er auf gesellschaftlich etablierte Normen zurück. Demnach würden viele Menschen Sex automatisch mit Liebe assoziieren. Dass Sex mit starken Gefühlen einhergeht, bestreitet er nicht. Meistens entwickle sich aus einer Freundschaft, in der auch Sex eine Rolle spielt, eine intensivere Beziehung. Genau da sieht er auch mögliche Risiken: „Wenn jemand denkt, man hat Sex und die eine Person ist jetzt der wichtigste Mensch für die Andere, kann es passieren, dass diese Person Sex mit Liebe verwechselt.“
Rechtzeitige Kommunikation hilft
Eine solche Beziehungskonstellation sei deshalb nicht immer möglich. Mit vielen seiner weiblichen Freunde kann er sich keine sexuelle Beziehung vorstellen – vor allem mit denen, mit denen er schon sehr lange befreundet ist. Ob das allein an der Zeitspanne liegt oder ob diese Personen für ihn eher zur Familie gehören, weiß er nicht.
Falls doch Gefühle aufkommen, muss man das rechtzeitig kommunizieren.
„Das waren bei mir deshalb eher Frauen, die ich erst neu kennengelernt und zu denen ich ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut habe, anstatt mich zu verlieben. Es war nie so, dass es nach fünf Jahren über mich gekommen ist und ich auf einmal mit einer meiner weiblichen Freunde Sex haben wollte“, stellt er fest.
Ob Sex in einer Freundschaft möglich ist, sei immer einzelfallabhängig. Vor allem komme es aber auf eines an: „Falls doch Gefühle aufkommen, muss man das rechtzeitig kommunizieren und dann entsprechende Schlüsse daraus ziehen. Es zum Beispiel nicht weiterlaufen lassen, bis man sich so verliebt, dass es kein Zurück mehr gibt. Durch vernünftige Auseinandersetzung und ehrliches Aussprechen darüber, was man denkt und fühlt, lässt sich das meiste regeln.“ Bei ihm habe das bisher immer gut funktioniert.