Studentische Monatszeitung für Duisburg, Essen und das Ruhrgebiet

CAMPUS

UDE: Professorin erforscht Benachteiligung

Seit 1958 ist das Gleichberechtigungsgesetz im Grundgesetz verankert. Die Realität sieht oft anders aus.

[Foto: pixabay]
​​​​​​​
28.10.2022 10:55 - Lena Janßen

Wie entwickelt sich die Gleichstellung von Männern und Frauen innerhalb Deutschlands? Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dr. Annette von Alemann. Wo Benachteiligung innerhalb der Arbeitswelt entsteht und welche Faktoren darauf einwirken, untersucht von Alemann an der Fakultät für Gesellschaftswissenschaften an der Universität Duisburg-Essen (UDE). 

Fürsorgearbeit - also das Kümmern um Familie und Haushalt - leisten heute noch deutlich mehr Frauen als Männer, das belegen empirische Studien. Fast die Hälfte aller Frauen arbeitet in Teilzeit, um Beruf und Familie vereinbaren zu können. „Bei Männern sind es nur 10 Prozent”, sagt die Professorin für Soziologie. „Wenn Männer Teilzeit arbeiten, hat das meistens wenig mit der Vereinbarung von Beruf und Familie zu tun, sondern liegt daran, dass sie sich beruflich weiterbilden oder mehr Zeit für ihre Hobbys haben möchten.”

Hinzu kommt: Wenn Paare sich entscheiden Kinder zu bekommen, spielt Ungleichheit in der Aufteilung von Elternzeit ebenfalls eine Rolle. „Männer verdienen in der Regel mehr als Frauen. Aktuell beträgt der Gender Pay Gap in Deutschland etwa 18 Prozent”, so von Alemann. Häufig nehmen Frauen eine längere Elternzeit in Kauf, damit es zu keinen Verdiensteinbußen kommt. Während der Mann weiterhin in Vollzeit arbeitet, bleibt die Fürsorgearbeit der Frau unbezahlt. 

Mehr Work-Life-Balance, weniger Arbeit

Immer mehr Unternehmen werben mit familienfreundlichen Maßnahmen, „um die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter:innen zu verbessern”. Diese Maßnahmen richten sich auch an Mitarbeitende ohne Familien, da den jüngeren Generationen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Beruf und sozialem Leben wichtiger wird. Laut von Alemann zeigt sich echte Familienfreundlichkeit in Unternehmen allerdings erst dann, wenn „es normal ist, dass Mitarbeiter:innen Familien- oder Pflegeverantwortung haben und nicht als weniger engagierte Arbeitskräfte gelten.”

1949 wurde erstmals im Grundgesetz geschrieben, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Wählen dürfen Frauen in Deutschland seit 1918. „Die Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein langer Weg mit Hindernissen”, so die Soziologin. „Bis zum Gleichberechtigungsgesetz 1958 durfte der Ehemann über alle Fragen des Familienlebens entscheiden: Vermögen, Wohnort, Kindererziehung und vieles mehr. Er durfte seiner Frau  verbieten, berufstätig zu sein, und ihre Stelle kündigen.” 

Betrachtet man die Entwicklung der letzten 150 Jahre, dann habe sich vieles in Sachen Gleichstellung verändert, bemerkt von Alemann: „Als Geschlechtersoziologin sehe ich viele Anhaltspunkte dafür, dass sich die Gleichstellung von Frauen und Männern positiv entwickeln wird”. Das wäre an Leitbildern von Familie und Partnerschaft erkennbar, „in denen Gleichberechtigung und faire Arbeitsteilung eine große Rolle spielen”. Diese Entwicklung passiert laut der Soziologin aber nur langsam: „Gleichzeitig sind massive Beharrungskräfte in der Gesellschaft vorhanden, die dagegen wirken.”

Neuer Gleichstellungsplan der Wirtschaftswissenschaften

Wie sieht die aktuelle Lage aus und was verspricht der Plan der Fakultät für die Zukunft?
 

Neu wie ein Ersti: UDE-Rektorin Albert im Interview

Die UDE-Rektorin Prof. Dr. Barbara Albert im Interview.
 

How to Doktortitel

Wo liegt der Unterschied zwischen einem Promotionsstipendium und einer Promotion am Lehrstuhl und welche Herausforderungen hält das Promovieren bereit? Ein Ratgeber.
 
Konversation wird geladen