CAMPUS
Sich seinem Gegenüber respektvoll zu verhalten, sollte selbstverständlich sein. Im Chat von Online-Vorlesungen scheinen einige Studierende das anders zu sehen.
Ein Campuserlebnis von Julika Ude
„Netiquette“ ist ein Kunstwort, das den Knigge für Kommunikation im Internet bezeichnet und nicht zuletzt durch die digitale Lehre in der Corona Pandemie an Wichtigkeit gewonnen hat. Denn: Seit Beginn der Pandemie mussten Alternativen für die Präsenzlehre an Hochschulen gefunden werden. So gaben einige meiner Professor:innen uns auch im vergangenen Semester die Möglichkeit, sich in digitalen Vorlesungssälen wie Big Blue Button einzufinden.
Ein großer Vorteil war der Chatraum der Portale. Fragen seitens Hörer:innen konnten direkt geäußert und von den Dozent:innen beantwortet werden. In einer Veranstaltung bat die Professorin für die Kommunikation darin eingangs um das Einhalten der Netiquette. Also darum, sich respektvoll gegenüber anderen zu zeigen, keine beleidigenden Äußerungen zu tätigen sowie nicht zu spammen und zu provozieren. Selbstverständliches Verhalten, wie ich finde.
Es dauerte nicht lange, bis ich vom Gegenteil überzeugt wurde.
Kommiliton:innen machten, anstatt Fragen zu stellen, ihrem Unmut in dem Chat Luft, richteten in Großbuchstaben verfasste Beschwerdetexte an die Dozierende und wiesen sie für ihr Zuspätkommen zurecht. Besonders inhaltslos und unnötig wurde es mit dem Spammen von vulgären und frauenverachtenden Songtexten. Die Professorin reagierte gelassen, entschied sich aber dennoch dazu den Chat vorerst zu sperren. Ein Grund mehr, um sich auf die kommenden Präsenzveranstaltungen zu freuen: Bei Pietätslosigkeiten müssen die Verantwortlichen zumindest ihr Gesicht dabei zeigen.