HOCHSCHULPOLITIK
Seit Januar dieses Jahres ist das autonome Frauen*referat des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) unbesetzt. Jetzt wurde die Wahlordnung der autonomen Referate dahingehend geändert, dass auch eine Wahl im Online-Semester stattfinden kann. Doch ob sich das Problem damit löst, ist unklar: Die Hochschulpolitik leidet unter Personalmangel.
Das Frauen*referat ist eigentlich dazu da, die Interessen der Studentinnen zu vertreten, sie in Fällen von Sexismus zu unterstützen und sich gegen jegliche Diskriminierung an der Universität Duisburg-Essen (UDE) einzusetzen. Dafür waren zwei Referentinnen zuständig, die jedoch beide sehr kurzfristig ihren Posten aufgaben, sodass das Referat nun seit einem halben Jahr unbesetzt ist. Warum die beiden so plötzlich aufhörten und sich nicht um Nachwuchs oder eine Übergabe kümmern konnten, wollen die beiden AStA-Vorsitzenden Aylin Kilic und Sarah Lück im Interview nicht verraten.
Dass im Frauen*referat schon so lange niemand arbeitet, stört Lück: „Das ist problematisch, weil die Interessengruppe nicht vertreten wird“, kritisiert sie. „Klar werden die Studentinnen auch allgemein über den AStA vertreten. Aber es wäre schon wichtig, speziell auf ihre Bedürfnisse und Forderungen einzugehen.“ Beispielhaft nennt Lück hier die speziellen finanziellen Belastungen und gestiegenen Care-Aufgaben, die aktuell insbesondere weibliche Studierende vermehrt auf den Härtefallausschuss zurückgreifen ließen. Dieser Ausschuss unterstützt Studierende der UDE, die in finanziellen Schwierigkeiten stecken. Auf Studentinnen spezifisch einzugehen, schaffe der AStA aus Kapazitätsgründen nicht, sagt Lück bedauernd.
Die Nachwuchssuche könnte sich schwierig gestalten
Seit Mitte Juni sind Lück und ihre Kollegin Kilic aber zuversichtlich, dass nun eine Neubesetzung der beiden Referentinnenposten möglich ist. Die neue Wahlordnung soll hier helfen. „Damit können autonome Referate neu wählen“, erklärt Kilic. Wie auch für den AStA und das Studierendenparlament waren für autonome Referate lange keine Online- oder Briefwahlen möglich. Die freigewordenen Stellen mussten also leer bleiben, da niemand während der Pandemie eine Urnenwahl am Campus durchführen konnte. Kilic erklärt, nun müsse man erst Kandidatinnen suchen und eine Frauen*-Vollversammlung durchführen, dann dürfe gewählt werden.
„Online fällt es uns einfach schwerer, die neuen Semester zu erreichen.“
Doch die Kandidatinnensuche könnte ein neues Hindernis darstellen: In den hochschulpolitischen Gremien herrscht ein Mangel an Nachwuchs. Lück kann hierzu zwar keine genaue Zahl nennen, aber es falle durchaus auf, dass weniger Studierende Interesse an der Mitarbeit im AStA oder den Listen im Parlament haben. „Online fällt es uns einfach schwerer, die neuen Semester zu erreichen. Wir können nicht richtig aufzeigen, was an der AStA-Arbeit Spaß macht, weil alles online läuft“, klagt Lück. Das Campusleben fehlt, und dadurch auch der Kontakt zu neuen Leuten. Kilic ergänzt, es gebe auch einen Personalmangel in den Fachschaften und im Studierendenparlament. Das Parlament schaffe es teilweise nur knapp, genügend Anwesende zusammenzubekommen, um beschlussfähig zu sein.
Um neue Interessierte für die Hochschulpolitik zu gewinnen, will der AStA kleine Videos produzieren, die erklären sollen, wie die Arbeit in den Gremien funktioniert und wie man sich beteiligen kann. Kilic fügt hinzu, sie hoffe auf eine „Präsenz-Euphorie“ bei der Rückkehr der Lehre an den Campus. „Alle haben dann hoffentlich Bock auf das Campusleben und nehmen sich vor und nach den Veranstaltungen Zeit“, sagt Kilic. Ob sich dann auch Kandidatinnen für das verwaiste Frauen*referat finden, oder die neue Wahlordnung schon vor der Rückkehr zur Präsenzlehre umgesetzt werden könnte, muss sich noch zeigen.